Echte Fähigkeiten durch Blended-Learning vermitteln
Online-Lernen ist gut geeignet, um Wissen effizient an viele Mitarbeiter/innen zu bringen. Wie sieht es aber mit echten Fähigkeiten aus? Wie lassen sich Kenntnisse digital vermitteln, die an die konkrete Arbeit mit Hardware und Software geknüpft sind? Es braucht einen strukturierten, neuen Ansatz, der Pädagogik und IT zusammenbringt.
Online-Lernformate dürfen bei gut gemachten Videos und anschaulichen Tutorials nicht stehen bleiben. Um echte Fähigkeiten zu vermitteln und praxisorientierte Lernziele zu erreichen, sind drei Säulen notwendig: Wissensvermittlung, Übungsaufgaben sowie die praktische Umsetzung an konkreter Hardware und Software.
Diese Säulen sind auch in der unten stehenden Abbildung dargestellt.
Die erste Säule der Wissensvermittlung lässt sich online leicht abdecken durch Videos, Texte, Schaubilder oder interaktive Elemente. Durch die verschiedenen Möglichkeiten wird das verstehende Lernen hier oft individueller und effizienter gestaltet im Vergleich zum klassischen Frontalunterricht.
Die drei Säulen der Qualifizierung.
Übungsaufgaben sind als zweite Säule ebenfalls sehr gut digital umsetzbar, beispielsweise durch Formate wie Fallstudien, Szenarien und Diskussionsforen.
Gründe dafür können vielfältig sein, etwa der fehlende (VPN-)Zugang zur Hardware, die fehlende Skalierbarkeit, die notwendige pädagogische Einweisung durch Fachleute, die Kritikalität realer Hardware oder ein fehlendes Mindset.
Insgesamt führt dies dazu, dass viele digitale Möglichkeiten ungenutzt bleiben und klassische, oft ineffiziente Vor-Ort-Lösungen weiterhin Bestand haben.
Um Online-Lernen und echte Fähigkeiten ausbilden zu können ist also ein neuer Ansatz nötig: Digital Labs.
Auf technischer Seite werden für diesen Ansatz vier Ebenen benötigt, wie in der folgenden Abbildung dargestellt:
Die Hardware, an der gelernt werden soll, ein VPN-Tunnel zwischen Hardware und Cloud, der eine sichere Verbindung ermöglicht eine Cloud-Lösung, über welche die Hardware angesteuert werden kann und auf der wichtige Software verfügbar ist und eine Online-Lernplattform, über die Lernende auf die Inhalte zugreifen können.
Pädagogisch werden insbesondere maßgeschneiderte und zielgruppengerechte Tutorials für die konkrete Aufgabe benötigt, unterstützt von einem entsprechenden Support für die Lernenden, der aushelfen kann, wenn diese auf Probleme stoßen, die sie nicht allein lösen können.
Diese Umsetzung bietet viele Möglichkeiten, um einerseits remote an echter Hardware zu lernen, andererseits aber auch direkt in der Cloud mit Software zu arbeiten.
Im Zusammenspiel kann so auch ein digitaler Zwilling, beispielsweise eine Fertigungsstraße, in der Cloud abgebildet werden, der über eine virtuelle oder reale SPS mit einem echten Hardware-Element, wie beispielsweise einem Motor, verknüpft ist.
Der Lernende kann so durch Manipulationen am digitalen Zwilling Veränderungen im realen Laborsetup auslösen und diese live über eine entsprechende Kamera beobachten.
University4Industry hat verschiedene Beispiele für Digital Labs entwickelt und setzt diese für die Weiterbildung von Lernenden aus der Industrie ein.
So kann technisches Personal an einem IO-Link-Setup lernen, einen IO-Link-Master und entsprechende Sensoren korrekt zu konfigurieren und auf diese Weise mit Industrie-4.0-Technologien und -Protokollen in der Praxis umzugehen.
Außerdem wird die beim Machine Learning notwendige Datenauswahl und -vorverarbeitung durch ein Digital Lab vermittelt, in dem Lernende selbst Daten zu verschiedenen Weinjahrgängen analysieren können.
Digital Labs sind ein wesentlicher Bestandteil, um die Ausbildung von Fähigkeiten für die Digitalisierung zu einem Erfolg zu machen.
Aber mehr noch: Blended-Learning schafft es so, nicht nur echte Fähigkeiten zu vermitteln, sondern auch deutlich abwechslungsreicher und ansprechender für den einzelnen Lernenden zu werden.