AR gegen den Fachkräftemangel, Remote-Work dank Metaverse und KI im Recruiting
Augmented Reality, Metaverse und Künstliche Intelligenz sind schon längere Zeit in aller Munde – die Themen wurden durch Facebooks Namensänderung in Meta sowie dem Aufkommen der KI-Textplattform ChatGPT noch einmal mehr befeuert. Und auch bei der Jahrestagung des World Economic Forums in Davos war der Einfluss von neuen Technologien auf unser Leben ein großes Thema. Welche Technologien sind für das Personalmanagement sinnvoll? Welche Möglichkeiten ergeben sich im Recruiting? Wie verändern neue Technologien unsere Arbeitsweise?
Vor allem im HR-Bereich gibt es bereits sinnvolle und gut funktionierende Use Cases, die ein Vorbild für die Implementierung sein können. Wir haben dazu in unserem Podcast Digital4Leaders drei Experten um ihre Einschätzungen gebeten und die Tech-Trends für HR-Abteilungen in 2023 hier zusammengefasst.
Augmented Reality: Augmented Reality (AR) ist die Echtzeitnutzung von Informationen in Form von Text, Grafiken, Audio und anderen virtuellen Erweiterungen, die in Objekte der realen Welt über beispielsweise Datenbrillen integriert werden. Die Integration in die physische Welt ist auch der Unterschied zur virtuellen Realität, welche in einem rein fiktionalen Raum existiert. Metaverse: Für viele in der Computerindustrie ist es die nächste Iteration des Internets: eine eigene virtuelle und persistente Welt, in der Menschen das Leben so erleben, wie sie es in der physischen Welt nicht könnten. Sie zeichnet sich dadurch aus, dass Nutzer*innen mit einer computergenerierten Umgebung und anderen Nutzern interagieren können. Künstliche Intelligenz: KI nutzt Computersysteme, die in der Lage sind, Aufgaben auszuführen, die normalerweise menschliche Intelligenz erfordern, wie visuelle Wahrnehmung, Spracherkennung, Entscheidungsfindung und Übersetzung zwischen Sprachen. Damit versucht man, die Problemlösungs- und Entscheidungsfindungsfähigkeiten von Menschen nachzuahmen.
Beispiele aus dem HR- und Bildungsbereich
1. Augmented Reality gegen Fachkräftemangel und demografischen Wandel
Augmented Reality kann bei aktuellen Herausforderungen wie Fachkräftemangel und demografischer Wandel sinnvoll eingesetzt werden, wie Christian Klerner im Podcast erzählt:
“Ich kann mit diesen Technologien dem Fachkräftemangel ein Stück weit entgegenwirken. Ich kann das direkt tun, indem ich als Arbeitgeber attraktiv bin, weil ich damit einen modernen Arbeitsplatz anbiete. Ich kann es auch indirekt tun, indem ich Wissenstransfer betreibe und den demografischen Wandel im Blick habe: Wenn ich jetzt das Wissen, das ich schon habe, konserviere und mit AR am Objekt, direkt dort, wo ich es brauche, bereitstelle.”
Christian Klerner
Auch für jene Fälle, wo Mitarbeiter*innen von einem Unternehmensstandort zum anderen reisen müssen um Probleme vor Ort zu lösen, entstehen durch AR klima- und zeitschonende Möglichkeiten.
2. Metaverse für ortsunabhängige Bildung
Im Metaverse können virtuelle Klassenräume gebildet werden, in denen sich Schüler*innen, Student*innen und Lernende als Avatare eigenständig bewegen, sich untereinander treffen und austauschen, wie Metaverse-Experte Dr. Ulrich Franke in der Podcastfolge erzählt. Somit kann das Bildungsleben vollständig in dieser virtuellen Welt stattfinden, sodass eine Bildungsteilhabe auch für Benachteiligte – z.B. aus Entwicklungsländern möglich wird, da diese nicht vor Ort sein müssen. Das Metaverse bietet somit auch für Unternehmen, die Remote-Mitarbeiter*innen haben oder an verschiedenen Orten tätig sind, die Möglichkeit, ortsunabhängige Bildung in einem gemeinsamen virtuellen Setting zu ermöglichen.
3. KI für Diversität und Automatisierung des Recruitings
Zur Unterstützung bei der Rekrutierung von neuen Mitarbeiter*innen und im Bewerbungsprozess wird vermehrt auf technische Lösungen gesetzt, die mit Künstlicher Intelligenz arbeiten. Werden KI-Systeme richtig trainiert, so der Gründer und CEO von Themis Foresight, Jan Berger, im Podcast, können sie den Bewerbungspool so aussortieren, dass Unternehmenswerte und Einstellungskriterien optimal berücksichtigt werden. Damit wird auch Diversität ohne Vorurteile und Bias möglich. Jedoch weist Berger darauf hin, dass sich Personalabteilungen im Vorhinein sehr klar sein müssen, nach welche Vorstellungen und Werten Mitarbeiter*innen ausgewählt werden sollen. Dafür brauche es dann eventuell auch sogenannte Ethics Boards, die sicherstellen, dass Algorithmen so trainiert werden, dass sie unvoreingenommen sind. Denn ansonsten laufe man Gefahr, dass die KI ein Abbild der Vorurteile von einzelnen Recruiter*innen wird, meint Jan Berger.
Neue Technologien im Personalmanagement nutzen – Worauf ist zu achten?
Wenn Sie sich nun dazu inspiriert fühlen, die Möglichkeiten der neuen Trend-Technologien in Ihrem Bereich des Personalmanagements auszuschöpfen, haben wir noch ein paar Tipps, wie Sie am besten ins Handeln kommen und was Sie bei der Implementierung beachten sollten:
Lieber jetzt handeln, als alle technischen Details verstehen
Was das Metaverse betrifft, so ist es laut Dr. Ulrich Franke jetzt wichtig, zu verstehen, dass es bei dieser Technologie nicht nur – wie in aktuellen Berichten oft vermittelt wird – um den Verkauf von B2C-Produkten auf einer virtuellen Plattform geht, sondern dass sich hier auch zahlreiche Möglichkeiten zur Markenpräsentation und Vermarktung für B2B-Unternehmen ergeben, z.B. Werbung in den im Metaverse abgebildeten Champions-League Stadien.
“Die Konzerne und der große Mittelstand müssen sich genau überlegen, wie sie diese Technologie zu ihrem Vorteil nutzen können. Es gibt verschiedene Spielfelder, die man sich im Unternehmen ansehen sollte und man muss sich mit den Anwendungsfällen beschäftigen. Es geht nicht darum, die Technologie bis ins letzte Bit und Byte zu verstehen, sondern zu wissen: Was kann ich damit machen?”
Dr. Ulrich Franke
Die Hemmschwelle zur Implementierung senken
Christian Klerner sieht bei der Implementierung von AR die größte Herausforderung darin, dass jene Menschen, die die Technologie betreffen wird, in den Prozess miteinbezogen werden. Denn die Nutzung von AR bedeutet oft ein komplett neues Arbeiten. Stellen Sie sich nur vor, plötzlich laufen Mitarbeiter*innen mit Datenbrillen umher, sehen Dinge, die andere nicht sehen – dafür muss die Hemmschwelle erst gesenkt werden.
Was die Hemmschwelle von Unternehmen selbst betrifft, Augmented Reality anzugehen, hat Christian Klerner zwei Tipps:
1. Nicht erst die AR-Lösung kaufen und dann den Nutzen im Unternehmen suchen, sondern stets vom Use Case ausgehen: Fragen Sie sich “Was brauche ich, um dieses Problem zu lösen? Kann mir hierbei AR helfen?”
2. AR zu implementieren, ist oft einfacher als gedacht, denn die Hardware ist bereits da: Sie brauchen nicht immer eine Datenbrille oder neue Geräte, AR kann auch mit dem Smartphone oder Tablet genutzt werden. Somit vermeiden Sie Berührungsängste, wie sie z.B. bei der Nutzung von Datenbrillen aufkommen, und haben auch geringere Investitionen zu tätigen.
Transparenz über Ethikrichtlinien des Unternehmens
Für die Nutzung von KI im Talentmanagement ist es laut Jan Berger von enormer Bedeutung, zu wissen, nach welchem Wertekanon die Organisation lebt, wie man diesen in Entscheidungsmuster übersetzt, sodass die KI diesen Mustern folgt:
“Ich muss die Daten, mit der die KI trainiert wird, auf eine gewisse Art und Weise kochen, sodass ich zu den gewünschten Ergebnissen komme: Entlang welcher Fairness-Kriterien entscheidet eine KI? Dazu muss ich für mich entscheiden: Was sind meine Fairness-Kriterien? Ist mir Performanz wichtiger als Diversität oder Geschlechterausgewogenheit? Die wichtige Sache dabei ist: ich muss es transparent gestalten.”
Jan Berger
Transparenz ist beim Einsatz von KI im Personalwesen deshalb so relevant, da diese Prozesse Hochrisikosysteme sind. Der beschlossene EU-Gesetzentwurf zum Artificial Intelligence Act zwingt Unternehmen dazu, ihre Kriterien für die KI transparent zu machen. Jan Berger empfiehlt, sich bereits jetzt zu überlegen, welche Ethikrichtlinien im Unternehmen sinnvoll wären und diese auch öffentlich zu teilen.
Zur Implementierung braucht es Zeit und das gesamte Team
Christian Klerner hat es im Podcast auf den Punkt gebracht: Als Argument gegen eine Implementierung fällt immer wieder der Satz “Das Tagesgeschäft hat Vorfahrt”. Laut den Experten darf man nicht vergessen: Die Implementierung – egal welcher Technologie – ist zunächst zeit- und ressourcenintensiv, bevor sich die gewünschte Arbeitserleichterung einstellt. Die Mitarbeiter*innen müssen den Umgang mit der Technologie erlernen, neue Prozesse etablieren und die Tools im Arbeitsalltag einsetzen. Dabei gilt es laut Jan Berger, die Technologien zu demystifizieren und das Augenmerk weg von der Hardware hin zum Zusammenspiel von Mensch und Maschine zu legen.
Herrscht in Unternehmen eine offene Fehlerkultur und erhalten Mitarbeiter*innen die Chance, sich aktiv in Entscheidungen, Prozessen und bei der Implementierung einzubringen, so steht einer erfolgreichen Implementierung der Tech-Trends 2023 im HR-Bereich nichts mehr im Wege.
Um die Tech-Trends anzugehen, braucht es qualifizierte Mitarbeiter*innen im Unternehmen. Dafür sind wir Ihr passender Bildungspartner.
Treten Sie mit uns in Kontakt